Karl Tomasek

Eisenbahner, Werkzeugschlosser. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1906    † 1943

 

Lebenslauf

Karl Tomasek wurde am 17.12.1906 in Wien geboren. Er arbeitete als Eisenbahner und Werkzeugschlosser. Karl Tomasek war verheiratet und Vater einer Tochter.

Widerstand, "Rote Fahne", Todesurteil, Hinrichtung

Karl Tomasek war Funktionär der KPÖ. Er stellte Ende 1940 Flugblätter und die "Rote Fahne" her. Die "rote Fahne" galt als Zentralorgan der kommunistischen Partei. Während der Diktatur des Nationalsozialismus war sie verboten. In parteinahen Widerstandskreisen wurde sie unter Bedingungen der Illegalität aus dem Untergrund heraus verbreitet.

Karl Tomasek wurde am 17.3.1941 verhaftet. Seine Verurteilung zum Tode erfolgte am 9.11.1942. Die Hinrichtung wurde am 23.9.1943 im Landesgericht I in Wien vollstreckt.

Karl Tomasek an seine Frau, vom 25.7.1943 (Auszug)

"Meine liebe Mitzi und Fritzi! Alle meine Lieben! Wieder hat mir das Schicksal nach langen vier Wochen die Möglichkeit gegeben, euch, meine Lieben, zu schreiben. Vor allem grüße ich euch alle von ganzem Herzen. Deine Briefe vom 15. und 21.7. mit großer Freude erhalten, wo ich daraus entnommen habe, dass, Gott sei Dank, wieder alles aufgeklärt und geregelt ist. Liebes Weibi, habe dir eine große Freude mitzuteilen. Mein Zellenkamerad wurde Freitag, den 23. begnadigt, auf 12 Jahre.
(Anm.: Es muss sich dabei um Hubert Faller handeln, der im Prozess gegen Joh. Ebner und Gen. - einer großen kommunistischen Widerstandsgruppe in St. Pölten - am 10.6.1942 zum Tode verurteilt wurde und per Erlaß v. 14.7.1943 zu 12 Jahren Zuchthaus begnadigt wurde.) So alt wir sind, haben wir beide vor lauter Freude geweint wie zwei kleine Kinder. Hoffen wir, dass auch für mich bald die Stunde der Entscheidung kommt und ich dir eine Begnadigung freudig mitteilen kann..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 4, Seite 1888. Wiener Stern Verlag 2016

Gedicht von Karl Tomasek für seine Frau Marie (Auszug)

"Wie bist du tapfer, meine treue Frau!
Wie hilfst du mir in diesen schweren Tagen!
Nie bist du hoffnungslos, nie gram. Nie flau,
Du scheust keine Mühen, keine Plagen.

Für dich ist deine Welt dein Mann, dein Kind,
Wie liebevoll umsorgst, betreust du beide,
Und wenn die schwachen Hände müde sind,
Teilt noch dein Herz geduldig Leid und Freude..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 4, Seite 1871. Wiener Stern Verlag 2016

Aus dem Urteil

“Es bestanden in Wien sogar verschiedene Gruppen, die sich gegenseitig wegen der Führung befehdeten, und auch den Bemühungen des im Sommer 1940 von dem Auslandsapparat der KPÖ nach Wien entsendeten Kommunisten Erwin Puschmann gelang es nicht, die Zwistigkeiten zu bereinigen. Eine der oppositionellen Gruppen, die sich in dem Wiener Gemeindebezirk Favoriten gebildet hatte, aber über dessen Bereich hinausgriff, gehörten die Angeklagten (…) an. (…) Karl Tomasek hatte schon, bevor sich die Gruppe selbständig gemacht hatte, einige Male von (Johann) Blaho und Weinfurter kommunistische Flugschriften erhalten und weitergegeben. Nach dem Abfall von der “Siegel-Gruppe” schritt er mit Leopold Tomasek im Herbst 1940 daran, selbst Flugschriften herzustellen und zu verbreiten.”

Erster Brief von Karl Tomasek nach dem Todesurteil, aus der Todeszelle, vom 15.11.1942 (Auszug)

"Liebe Mitzi und Fritzi! Alle meine Lieben! Vor allem grüße ich euch alle von ganzem Herzen. Ich glaube, du wirst ja von meinem allzu harten Urteil bereits erfahren haben. Hätte nie geglaubt, dass mein Vergehen so schwer ist, dass ich mit der härtesten Strafe, die es für einen Menschen gibt, zu rechnen hatte. Leider ist das Undenkbare eingetroffen. Liebes Weibi, ich bin der Meinung, dass mein Vergehen wirklich nicht so schwer war, um so eine Strafe zu bekommen. Verzweifle nicht deswegen, bleibe stark und gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht zeigt uns das Schicksal, das uns allzu schwer getroffen hat, noch einen Weg auf den wir unser Glück noch einmal versuchen können..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 4, Seite 1878. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Wikipedia: "Die rote Fahne"
  • Lisl Rizy, Willi Weinert (Hg.): "Mein Kopf wird euch auch nicht retten", Band 4 (Stern-Verlag, Wien)
  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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